ENP-Fachkongress in Österreich

Bereits das vierte Jahr in Folge trafen sich am 5. Juni 2014 Fachexperten in Österreich, um sich über das Potential einer einheitlichen Pflegefachsprache auszutauschen. Dieses Jahr waren im österreichischen Hallwang über 200 Experten vor Ort, um die Pflegefachsprache ENP kennenzulernen.

Wie erheblich die Vorteile einer standardisierten Fachsprache für den gesamten Pflegeprozess sind, wurde anhand verschiedener Fachvorträge aus Forschung und Praxis deutlich. Durch eine einheitliche Pflegefachsprache wie ENP können Pflegequalität und Patienten- sowie Rechtssicherheit deutlich gesteigert werden. Ausgehend vom pflegerischen Alltag wurde dargelegt, dass eine einheitliche Fach- und Dokumentationssprache zudem der Multiprofessionalität, aber auch der steigenden Mehrsprachigkeit in Einrichtungen gerecht wird. Zahlreiche Schnittstellen im pflegerischen Versorgungsprozess erfordern eine lückenlose und einheitliche Patientendokumentation, die den Pflegeprozess effektiv plant, dokumentiert und evaluiert. Dabei spielt die Abrechnung gegenüber Leistungsträgern eine ebenso große Rolle wie die Eindeutigkeit und Nachvollziehbarkeit des gesamten Pflegeprozesses. Im Rahmen der Veranstaltung wurde deutlich, dass ENP im Zusammenhang mit einer digitalen Patientenakte bisher die einzige Lösung ist, die den Anforderungen einer adäquaten Pflege gerecht wird. 

Eine Sprache für die Pflege

Das Motto des Fachkongresses „Eine Sprache für die Pflege“ wurde von Frau Mag. Gerlinde Rogatsch, Fraktionsvorsitzende und Gesundheitssprecherin der Österreichischen Volkspartei Salzburg, bei der Einführungsrede begrüßt. Sie hob besonders den Widerspruch zwischen Leistungserhöhung und Mittelverknappung in der Pflege hervor. Frau Rogatsch erinnerte die Teilnehmer an die mangelnde Interessensvertretung in der Pflege, die heutzutage nachweislich Nachteile für Pflegepersonal und die Pflegequalität mit sich bringe.
Herr Mag. Hagleitner, Leiter des Hilfswerks Salzburg, und Herr Dr. Liebhart, Geschäftsführer von ilogs, gingen in ihren Eingangsstatements insbesondere auf die Bedeutung des sektorenübergreifenden Wandels in der Pflegedokumentation ein. Ein Hindernis bei der Umstellung auf eine elektronische Dokumentation sei vor allem die bislang noch mangelnde Akzeptanz bei den Pflegefachkräften. Nur wenn der „technokratische Aspekt“ in der Pflege akzeptiert wird, können die Qualitätsansprüche einer zeitgemäßen Pflegedokumentation erfüllt werden. 

Professionalisierung der Pflege

Frau Dr. Pia Wieteck, Leiterin des ENP-Entwicklerteams, leitete Ihren Vortrag mit der Darstellung des pflegerischen Alltags von Pflegenden ein. Sie präsentierte Studien, die belegen, dass eine adäquate Stellenbesetzung und ein adäquates Arbeitsumfeld mit einer niedrigen Komplikations- sowie Mortalitätsrate einhergehen. Die elektronische Dokumentation könne einen wesentlichen Beitrag zur Professionalisierung der Pflege und des Pflegeprozesses beitragen, da sie Fachpersonal unterstützt und gleichzeitig entlastet. Dabei müssten die eingesetzten Pflegeklassifikationen natürlich auf einem wissenschaftlichen Fundament beruhen sowie wertvolle Zahlen und Fakten für das Controlling liefern können. Dass Pflegeleistungen noch nicht als Erlösfaktor geltend gemacht werden, verhindere, dass Pflege eine Stimme im Klinikalltag hat und die Qualität leidet, resümierte Frau Dr. Wieteck.

Präsentation Dr. P. Wieteck 1
Präsentation Dr. P. Wieteck 2

Erfahrungsbericht einer Lehrenden

Frau Rosina Klausner, Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege, präsentierte ihre Erfahrungen mit dem Einsatz von ENP im Unterricht mit angehenden Pflegefachkräften. Dabei hob sie die Relevanz von standardisierten Pflegefachsprachen für die Ausbildung hervor. Außerdem berichtete sie über Schülermeinungen zum Lernprozess mit ENP. Viele Schüler verstanden durch die praktische Anwendung der Pflegefachsprache in Theorie und Praxis den gesamten Pflegeprozess besser. Dies liege an der klaren Fachterminologie von ENP sowie der vorgegebenen Zielformulierung der Pflegediagnosen. Die Beliebtheit von ENP zeige sich vor allem daran, dass bei Leistungsprüfungen die Mehrzahl der Schüler aus der Summe der Klassifikationssysteme ENP wählen.

Präsentation R. Klausner

Fachwissen für die Praxis

Herr Simon Berger, stellvertretender Leiter des ENP Forschungs- und Entwicklungsteams, erklärte zunächst, welche Beweggründe die Entwicklung von ENP vor mehr als 25 Jahren veranlassten. Im Anschluss präsentierte er praxisnah, wie eine Pflegeplanung mit ENP durchgeführt wird. Er erläuterte zunächst das Konstrukt der ENP-Pflegeklassifikation, welche darauf beruht, die Kennzeichen, Ursachen und Ressourcen des Patienten zu benennen und daraufhin die Ziele und Maßnahmen zu planen. Er hob hervor, dass ENP den Kommunikationsprozess und somit die pflegerische Praxis unterstütze, da der gesamte Pflegeprozess in einer einheitlichen Sprache beschrieben wird. Herr Berger informierte die Teilnehmer darüber, wie ENP ausgehend von wissenschaftlichen Neuerungen und dem Feedback der Endanwender ständig inhaltlich und systematisch weiterentwickelt wird.

Präsentation S. Berger

Elektronische Dokumentation ist Pflegequalität

Herr Peter Gunhold, zertifizierter Sachverständiger für Gesundheits- und Krankenpflege, ging in seinem Vortrag insbesondere auf die Wirtschaftlichkeit und Rechtssicherheit der Pflegedokumentation ein. Die Pflege sei auf das Pflegeassessment angewiesen, um Rechtssicherheit für die Pflegenden zu gewährleisten. Eine Chance dafür sei die elektronische Pflegedokumentation: Da pflegebezogene Situationen anhand objektiver Kriterien gemessen, eingeschätzt und bewertet werden können, könnten so fehlerhafte subjektive Einschätzungen verhindert werden.

Präsentation P. Gunhold

Warum eine Pfegesprache?

Im letzten Vortrag zeigten Herr Robert Em und Frau Anastasia Becker, wie das Non-Profit-Unternehmen „Wiener Sozialdienste“ im Bereich Alten- und Pflegedienste eine elektronische Patientenakte implementiert hat. Mit fast 800 Mitarbeitern, mehr als 2.800 Einsätzen pro Tag sowie einem breiten Spektrum an Leistungsarten, seien die Wiener Sozialdienste auf einen reibungslosen Übergang zwischen den einzelnen Einrichtungen einerseits und dem Pflegepersonal andererseits angewiesen. Vor der Einführung von ENP in der elektronischen Akte GriPS im Mai dieses Jahres sei die Ausgangssituation in der Dokumentation von Medienbrüchen, Formulierungsunklarheiten sowie einer ungenügenden Risikoerfassung geprägt gewesen. Die Einführung wurde durch interdisziplinäre Projektteams bei den Wiener Sozialdiensten, sowie den Unternehmen RECOM, ilogs und SobIT geplant und durchgeführt. Durch diverse Schulungen und Workshops für Mitarbeiter und die schrittweise Freischaltung der elektronischen Dokumentation wurde die elektronische Patientenakte erfolgreich implementiert. Nicht nur das Management profitiere seitdem von der besseren Daten- und Leistungstransparenz. Auch die Mitarbeiter äußerten sich positiv über die Zeitersparnis, die Unterstützung durch Formulierungshilfen und die Informationssicherheit.

Präsentation R. Em

 

Der ENP-Fachkongress konnte erneut zum Bewusstsein beitragen, dass der Einsatz einer wissenschaftlich fundierten Pflegefachsprache sowie einer intelligenten elektronischen Dokumentation einen wesentlichen Beitrag zu einer adäquaten Pflege liefert, die jedem Menschen gebührt. Das große Interesse an dem Thema sowie die Besuchermeinungen bestätigen den Firmen RECOM und ilogs, den Kongress auch nächstes Jahr wieder zu veranstalten.

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