SNOMED-Review abgeschlossen

SNOMED CT ist die derzeit umfassendste medizinische Gesundheitsterminologie weltweit, eine stetig wachsende Ontologie von Vorzugsbezeichnungen mit ihren Synonymen. Die Einführung von SNOMED CT in Deutschland ist ein relevanter Baustein zur semantischen Interoperabilität beim elektronischen Austausch von Gesundheitsdaten, sprich sie hat auch für Thieme RECOM als digitaler Lösungsanbieter im Gesundheitswesen eine wichtige Rolle. „Pflegerische Terminologiekonzepte finden sich derzeit noch unterrepräsentiert in SNOMED und sollen durch die Zusammenführung mit ICNP und der künftigen Aufnahme von weiteren pflegerischen Terminologiebausteinen vervollständigt werden“, weiß Dr. Pia Wieteck aus ihrer Mitarbeit in der Reviewgruppe zu berichten. Und weiter: „Ein Mapping mit Pflegeklassifikationen, wie z. B. ENP (European Nursing care Pathways), das in Arbeit ist, kann hier künftig wertvolle Beiträge leisten.“

Zum Hintergrund

In 2020 wurde aus den National Release Center (NRC) aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg sowie terminologischen Expertinnen und Experten eine Arbeitsgruppe gebildet, um eine abgestimmte deutschsprachige Übersetzung von SNOMED CT auf den Weg zu bringen. Die „German Translation Group“ (GTG) wird von SNOMED International unterstützt. Das Ziel dieser Gruppe ist, eine gemeinsame Übersetzung im deutschen Sprachraum bereitzustellen, deren Teilbereiche es nun im Review-Prozess zu überprüfen galt. Neben Dr. Pia Wieteck beteiligte sich seitens Thieme RECOM Dr. Holger Mosebach am diesjährigen Reviewprozess der deutschen Übersetzung und in einer vom BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) einberufenen Expert*innen-Gruppe aus dem D-A-CH-Bereich.
Zirka ein Dreivierteljahr arbeiteten die Abgesandten von Thieme RECOM in der Review-Gruppe, bestehend aus Personen unterschiedlicher Organisationen mit. „Die Beteiligung ist auch ein wichtiger Schritt, um ein valides Mapping zwischen den Terminologien herzustellen. Daher freuen wir uns, dass wir bei der Überprüfung der Übersetzung mitarbeiten durften“, so die Kolleg*innen seitens Thieme RECOM.

Die Übersetzung sowie deren Prüfung betrifft vor allem das Referenzset an SNOMED-Items für das Pflege-Informationsobjekt (PIO), das u. a. verpflichtend für den Überleitungsbogen im Rahmen der Pflegedokumentation einer elektronischen Patientenakte ist. Ähnlich dem Arztbrief diene der Überleitungsbogen in Verlegungs- oder Entlassungsszenarien als Dokument zur Weiterleitung pflege- und versorgungsrelevanter Informationen über die zu pflegende Person, heißt es konkretisierend in der PIO-Projektbeschreibung. Diese pflegerelevanten Daten müssen dabei in sämtlichen Pflegesettings (ambulant und stationär, Akut- und Langzeitpflege) austausch- und nutzbar sein, um eine Einschätzung des Pflege- bzw. Versorgungsbedarfs in der empfangenden Einrichtung zu ermöglichen. Dies gilt unabhängig von der Form der Versorgung oder Institution.

Der PIO (Pflege-Informationsobjekt)-Überleitungsbogen ist somit ein Teil der elektronischen Patientenakte und bietet eine aktuelle Dokumentation nach internationalen Standards in einem strukturierten und interoperablen Format auf Basis der SNOMED-Items. Auch Thieme RECOM ist die Notwendigkeit von interdisziplinärem und intersektoralem Datenaustausch bewusst. Neben aktiven Systemschnittstellen von RECOM-GRIPS zu anderen KIS- oder PDMS-Systemen ist ein Mapping zwischen den Pflegefachsprachen ENP und der interdisziplinären Anamnesedatenbank IDEA mit SNOMED-Items in Arbeit, das dem umfassenden Ziel der viel zitierten Interoperabilität zuträglich sein wird.

Zur Notwendigkeit des Projektes

Verschiedene Institutionen verwenden zurzeit eine Vielzahl einrichtungsindividueller Formulare diverser Dokumentationsanbieter. Dabei können pflege- und versorgungsrelevante Informationen zwar digital ausgetauscht, jedoch nicht ohne Weiteres von den verschiedenen Softwaresystemen verarbeitet werden. Nicht selten werden Papierformulare handschriftlich ausgefüllt. Es existiert kein bundesweit einheitlicher Überleitungsbogen für die Pflege.

Im Sinne einer sektorenübergreifenden Vernetzung leiste der PIO-Überleitungsbogen für eine elektronisch unterstützte standardisierte Pflegeüberleitung einen sinnvollen Beitrag im Versorgungsalltag und generiere einen tatsächlichen Mehrwert für die Akteure in der Pflege.

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